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Neue Datenschutz-App für sicheren Datenverkehr – Avare

Wissenschaftler entwickeln derzeit eine kostenlose App namens Avare – sie verhilft Anwendern zu einem effektiven Datenschutz auf Handy und Tablet, befindet sich aber noch in der Reifephase ihrer Entwicklung

Heutzutage gibt es für Smartphones unzählige Apps, die sich teilweise als äußerst nützlich erweisen und oftmals zu 100 Prozent kostenlos sind. Gerade Firmen, die ihre Präsenzen im Online-Markt erweitern möchten, setzen auf gut programmierte und moderne Apps, um Kundenbeziehungen zu stärken. Handy-Apps werden unter anderem für Marketingzwecke entwickelt, allerdings auch, um Nutzerdaten zu sammeln.

Apps als persönlicher Speicher sensibler Daten

Applikationen auf Smartphones erleichtern gerade der modernen Gesellschaft den Alltag. Apps helfen uns dabei, am Ball zu bleiben, wenn wir uns sportlich betätigen wollen. Sie steuern unsere gesendeten Nachrichten, lassen uns bei einem gemütlichen Spiel entspannen oder fordern unser Gehirn im Denken heraus. Leider wird oft ein Punkt vergessen: Durch die hohe Nutzung einzelner Apps bleiben viele personenbezogenen Daten und Informationen auf den Endgeräten gespeichert. Je nach Nutzung speichern Applikationen Informationen über die persönlichen Vorlieben, zeitliche Abmachungen sowie favorisierte Musik, Bilder und die letzten Standorte. Aus diesen gesammelten Datenmengen erschaffen Algorithmen Profile, welche der Marketingabteilung eine sehr genaue Orientierung geben. Daraus lassen sich individualisierte Werbeanzeigen schalten. Manche Verbraucher mögen sich vielleicht genau das wünschen, übersehen aber, dass datensammelnde Apps in jede Richtung offen für Missbrauch sind. Nicht nur Gesundheits- oder Finanzdaten sind wohl für jeden so sensible Informationen, dass man sie sich ungern in den Händen von Geschäftemachern und Online-Kriminellen wünscht.

Software-Entwickler wollen zukünftige Apps datensicher programmieren

Was kann man gegen Datenräuber tun? Sie schleichen sich auf Smartphones ein und wollen Daten sammeln. Da für die meisten Menschen ein Smartphone mit funktionierenden Apps essenziell geworden ist, ist ein Verzicht keine Option. Über die Einstellungsoberfläche lassen sich einzelne Berechtigungen von Apps manuell schalten. Die Zugriffsberechtigungen der Apps fordern oftmals die Erlaubnis, auf personenbezogene Daten zuzugreifen. Diese Anfragen werden in den seltensten Fällen gelesen. Also akzeptieren die meisten Handynutzer alle Berechtigungsanfragen, ohne diese weiter zu hinterfragen. Und dann gibt es auch noch Apps, für die Beschränkungen auf konventionellem Weg gar nicht erst eingestellt werden können. Oft jedenfalls sind Desinteresse und mangelndes Bewusstsein für den Datenschutz die Gründe, weshalb Apps auf Millionen digitaler Geräte ungestört Daten einsammeln und weiterleiten können.

Smartphone-Datenschutz – Avare kontrolliert jede Datenanfrage anderer Apps

Avare wird bald im Google-Store herunterzuladen sein. Es handelt sich um eine spezielle Datenschutz-App, welche am KIT im Auftrag der Baden-Württemberg Stiftung entwickelt wird. Aufgabe der App wird es sein, die eingegangenen Datenflüsse zu scannen, zu regulieren und gegebenenfalls zu blockieren. Dabei sammelt die App selbst keine Daten des Handynutzers und soll keine andere App in ihrer Funktion einschränken. Sie können Avare auf ihrem Handy herunterladen. Nach erfolgreicher Installation, errichtet Avare ein datensicheres Umfeld, in das Nutzer kritische Apps zuordnen können. In diesem separaten Bereich kontrolliert Avare die Kommunikation dieser Apps mit dem Betriebssystem des Geräts – und damit die Weitergabe von Nutzerdaten. Wenn etwa ein Messenger-Dienst unter der Aufsicht von Avare im Smartphone auf Adressbuchdaten zugreifen möchte, bittet die Datenschutz-App den Handynutzer um eine Entscheidung über die Datenfreigabe. Diese kann auf das Nötigste beschränkt werden, beispielsweise auf die Telefonnummern oder Namen und unter Ausschluss von Adressen und weiteren persönlichen Daten, auf die es bei der Messenger-Kommunikation ohnehin nicht ankommt.

Avare füttert Apps mit Falschinformationen und groben Standortangaben

Mit einer speziellen Standortfreigabe kann Avare statt des exakten Standpunkts einen groben Umkreis freigeben. Trotzdem wird es Ortungsdiensten weiterhin gelingen, Informationen über die aktuelle Region zu erhalten. Es gibt auch Apps, die ohne Zugriffserlaubnis auf sensible Daten nicht ordnungsgemäß funktionieren. Gerade hier wollen die Wissenschaftler einen positiven Nutzen erzielen und solche Apps dementsprechend mit Falschinformationen füttern. Allerdings wird die tatsächliche Durchsetzung etwas komplizierter, und so befindet sich speziell diese Funktion weiterhin im Testlauf.

Wissenschaftler setzen auf Open-Source-Entwickler

Die Datenschutz-App Avare ist grundsätzlich fertig programmiert, befindet sich allerdings aufgrund einiger Mängel noch im Testlauf. Die Karlsruher Wissenschaftler bieten Avare nun als Open-Source an, um das Endprodukt zur Datenschutz-App Nummer 1 zu gestalten. Avare wird anfangs nur als Android-Version kostenlos zur Verfügung stehen. Derzeit allerdings nur für Software-Entwickler, die die App als Open-Source-Anwendung hunderte Male testen und im besten Fall weiterentwickeln. Am Karlsruher KIT ist man sich sicher, dass auf diesem Weg am schnellsten eine für ein breites Anwenderspektrum brauchbare App auf den Markt kommt.

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Hier bloggt die Redaktion Datenschutz & Datensicherheit des Verlags Mensch und Medien.